Chronik
Die Geschichte Ostpreußens
um 16 000 v. Chr.
Archäologische Funde bezeugen menschliche Besiedlung an der Südküste der Ostsee nach dem Ende der Eiszeit
8. Jh. v. Chr.
Eisenzeitliches Gräberfeld wird allgemein als Zeichen für die Zuwanderung der Goten angesehen, die dann im 200. n. Chr. nach Südosten abwanderten.
98 n. Chr.
Tacitus berichtete in seiner Germania über die Aesti gentes
um 550 n Chr.
Der gotische Geschichtsschreiber Jordanes zählt das Volk der Aesti zum Gotischen Reich, das bis etwa 375 n. Chr. nördlich des Schwarzen Meeres gelegen hatte
9. Jh.
Erstmals wird ein Volk namens Brus nahe der Ostsee erwähnt, von einem nur als Bayerischer Geograph bekannten Chronisten.
10. Jh.
Der Angelsachse Wulfstan bereiste die Ostseeländer. In seinem Bericht an Alfred den Großen unterschied er das östlich der Weichsel gelegene „Witland“ vom westlich des Flusses gelegenen Land der Winoten und bezeichnete seine Einwohner, die Witländer, wie einst die antiken Autoren auch als „Esthen“
seit dem 10. Jh.
Das von baltischen Stämmen an der Ostseeküste besiedelte Gebiet wurde zur Interessensphäre der in der Region entstehenden christlichen Staaten
11. Jh.
Die ostbaltischen Litauer wurden erstmals beschrieben
ab 1200
Von polnischer Seite durchgeführten Versuche kriegerischer Christianisierung der Prußen wurden von diesen wiederholt abgewehrt
1225/26
Konrad von Masowien rief den Deutschen Orden zu Hilfe, Kaiser Friedrich II. und Papst Gregor IX. billigten die Aufgabe des Ordens und statteten ihn mit Rechten und Privilegien aus (Goldene Bulle von Rimini 1226, Bulle von Rieti 1234)
1255
Die Burg Königsberg wurde als „castrum de Coningsberg“ gegründet
1283
Das heidnische Prußen wurde endgültig unterworfen und der Deutschorden wurde Herr über das Kulmer Land und über Teile des Prußenlandes
14. Jh.
Im Ordensland wurden aufgrund besonderer Begünstigungen wie kostenlose Zuweisung von Land, Saatgut und Vieh, längerfristiger Steuererlass sowie Befreiung von Hand- und Spanndiensten etwa 1400 Dörfer und 97 Städte gegründet
1525
Hochmeister des deutschen Ordens Albrecht schloss Frieden mit Polen und führte die Reformation ein und machte somit den Ordensstaat zum weltlichen und erblichen Herzogtum Preußen. Vom Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation wurde die Säkularisierung des preußischen Ordensstaates nicht anerkannt.
1544
Gründung der Albertus-Universität in Königsberg
1618
fiel das Herzogtum Preußen nach dem Tod des kinderlosen Herzog Albrecht Friedrich an die brandenburgische Linie der Hohenzollern. Johann Sigismund verband das Kurfürstentum Brandenburg und das Herzogtum Preußen in einer Personalunion
1657
Im Vertrag von Wehlau verzichtete Polen auf die Lehenshoheit über das Herzogtum Preußen.
1701
ließ sich der brandenburgische Kurfürst Friedrich III. in Königsberg als Friedrich I. zum „König in Preußen“ zu krönen und erhob das Herzogtum zum Königreich Preußen
1722
Bei der Ersten Teilung Polens erwarb das Königreich Preußen das Polnisch-Preußen, das zu Westpreußen wurde
1773
Das Gebiet des Fürstbistums Ermland verschmolz mit dem Ursprungsgebiet des Königreichs Preußen (Herzogtum Preußen)in einem Verwaltungsakt und wurde fortanOstpreußen genannt
1773 – 1792
Das Königreich Preußen der brandenburgischen Hohenzollern bestand aus den Provinzen West- und Ostpreußen und dem Netzedistrikt
1824 – 1878
Ost- und Westpreußen waren bis 1829 personell und danach real in einer Provinz administrativ vereinigt
1878
Administrative Einheit wurde wieder geteilt
1914 – 1918
Durch seine gemeinsame Grenze mit Russland und seine vorgeschobene geographische Lage wurde Ostpreußen im Ersten Weltkrieg zu einem entscheidenden Schauplatz der Ostfront;
10. Januar 1920
Durch den Versailler Vertrag wurde Ostpreußen durch den Polnischen Korridor geographisch vom übrigen Deutschen Reich abgetrennt und war als Exklave nur auf dem Seeweg oder über polnisches Gebiet zu erreichen.
1920
Große Teile der Provinz Westpreußens kamen ohne Volksabstimmung zu Polen, als sogenannter Polnischer Korridor.
11. Juli 1920
Im nordöstlichen Teil dieser Provinz fand jedoch eine Volksabstimmung statt. Im Abstimmungsgebiet Marienwerder votierten 92,36 % für einen Verbleib beim Deutschen Reich, 7,64 für eine Angliederung an Polen. Im südlichen Ermland und in Masuren entschieden sich 97,90 % der Bewohner für die Zugehörigkeit zu Deutschland. Nur 2,10 % stimmten für eine Angliederung an Polen.
1922
Der Seedienst Ostpreußen des Reichsverkehrsministeriums richtete eine Verbindung zwischen Ostpreußen und dem Kernland des Deutschen Reiches über den Seeweg ein. Dieser bestand bis 1944.
1939
Mit dem deutschen Überfall auf Polen begann der Zweite Weltkrieg. Nach der schnellen Besetzung des Landes wurden die preußischen Provinzen Westpreußen und Posen, sowie weitere Teile Polens annektiert und letztere an Ostpreußen angegliedert, jedoch waren diese ethnisch praktisch rein polnische Gebiete, die auch historisch nie zuvor in engerer Verbindung mit Ostpreußen gestanden hatten
Januar 1945
Als die Front des Zweiten Weltkrieges Ostpreußen erreichte, wurde die Evakuierung durch das Militär und den Staatsapparat in letzter Minute unter denkbar schlechtesten Bedingungen (tiefster Winter, Abschnürung des Landweges) ungeordnet begonnen. Insgesamt forderte die Flucht ca. 300.000 Tote
1945 – 1947
Die in Ostpreußen zurückgebliebenen Bewohner wurden großenteils aus ihrer Heimat in das besetzte Deutschland westlich der Oder-Neiße-Linie vertrieben
1945
Nach dem Potsdamer Abkommen wurde Ostpreußen vorbehaltlich einer endgültigen Friedensregelung zwischen der Volksrepublik Polen und der Sowjetunion aufgeteilt
1946
Königsberg wurde zu Ehren des sowjetischen Politikers Kalinin in Kaliningrad umbenannt, ebenso wurden sämtliche Orte im sowjetischen Anteil – sofern sie nicht aufgelöst oder zu größeren Einheiten zusammengefasst wurden – umbenannt
1950
Die DDR erkannte die Oder-Neiße-Linie im Görlitzer Vertrag als ihre Grenze zu Polen an
1972
Auch die Bundesrepublik Deutschland, verfolgte unter Bundeskanzler Willy Brandt im Rahmen der „Neuen Ostpolitik“ fortan die Anerkennung der Grenzziehung vorbehaltlich eines endgültigen Friedensvertrages
1975
Das polnische Ostpreußen wurde aufgrund einer Verwaltungsreform in neue Wojewodschaften eingeteilt
14. November 1990
Nach dem Beitritt der DDR zur Bundesrepublik gab das nun souveräne Deutschland mit dem deutsch-polnischen Grenzvertrag jegliche Gebietsansprüche außerhalb der Bundesrepublik auf
1991
Nach der Auflösung der Sowjetunion ist diese Region eine Exklave der Russischen Föderation. Eine Rückbenennung Kaliningrads in Königsberg (wie bei Sankt Petersburg) wurde 1993 in einer Volksabstimmung abgelehnt
1999
Durch eine erneute Verwaltungsreform im polnischen Südteil Ostpreußens bildet dieses Gebiet seither fast in seiner Gesamtheit die Wojewodschaft Ermland-Masuren mit der Hauptstadt Olsztyn, der nördliche Teil bildet heute die russische Oblast Kaliningrad mit der Hauptstadt Kaliningrad